14 Jahre bin ich nun schon in der ÖVP Bundespartei, 17 Jahre arbeite ich für die ÖVP, 20 Jahre bin ich Mitglied. Und in dieser Zeit habe ich so manchen Diskussionsprozess miterlebt. Es ist gewissermaßen eine “Evolution der Evolution”, die Vo
Black°Box: Die Urform der politischen Online-Diskussion
Angefangen hat alles mit der meiner Erinnerung nach ersten politisch relevanten Diskussionplattform, der Black°Box, Mitte / Ende der 90er, also mehr als 15 Jahre vor der “Evolution Volkspartei”. Das waren noch Zeiten. Eingewählt habe ich mich damals noch direkt, das Rauschen und Piepsen des Modems im Ohr. Klar, die Telefonleitung war dann belegt – erreichbar waren wir also in der Zeit telefonisch nicht. Und die Black°Box war auch nicht Teil des WWW mit seiner schönen, grafischen Benutzoberfläche, sondern ein eigener “Client”. Für damalige Verhältnisse war man ziemlich auf der Höhe der Zeit, immerhin hat es sicher keine fünf Minuten gedauert, bis alles geladen war.
Auf der Black°Box selbst war man unter sich. Ein paar Online-Politjunkies von der JVP und jede Menge linke Aktivisten. Schließlich war ist die Black°Box damals via Mike Eisenriegler aus der SJ heraus entstanden. Das hat damals aber niemanden wirklich gestört, schließlich hätte es ohnehin keine Alternative gegeben. Und wir Online-Junkies haben uns dort gewaltig befetzt. Viele Kontakte stammen noch aus dieser Zeit, wir alle sind sicher älter und reifer geworden, lächeln über die ein oder andere Begebenheit damals.
Es war eine Zeit, in der sich eine Online-Parallelgesellschaft abseits der etablierten politischen Strukturen gebildet hat, die erst Jahre später zum Tragen kommen sollte. Denn wer in dieser “Urform” dabei war, wer hier zu den “digital natives” gehörte, konnte sich später online leichter als “Opinionleader” oder “Multiplikator” etablieren.
Es waren auch meine Online-Erfahrungen, die mir schließlich 1997/98 meinen ersten Job in der ÖVP Wien gebracht haben. Und es war Peter Diem, der mir den ersten Konnex zur Bundespartei im Wahlkampf 1999 ermöglicht hat.
Blackboard: Die Bundespartei diskutiert mit
Endgültig in die Bundespartei gewechselt bin ich schließlich im Sommer 2000. Das war eine politisch echt heftige Zeit, mit Donnerstags-Demos, EU-Sanktionen und dem ersten Bemerken der Online-Existenz durch die Massenmedien. Die ÖVP, die schon seit dem August 1994(!) online war, war hier technisch nicht schlecht aufgestellt. Aber in den Köpfen der wichtigsten ÖVPler kam das Internet erst ganz langsam an. Während die Grünen und ihnen nahestehende linksextreme Organisationen das Medium bereits aus dem FF beherrschten, waren wir gerade einmal über das “Dieses Internet setzt sich sowieso nie durch” hinaus.
Anlaufstelle hatten wir mit unserer Homepage eine durchaus repräsentable. Sogar ein eigenes Diskussionsforum gab es – unter dem Titel “Blackboard”. Christian Dolezal, Hannes König und ich diskutierten eifrig mit interessierten Usern – und kannten bald etliche Skurrilitäten, aber leider wenig konkrete, brauchbare Inputs. Schwierig war freilich, das Forum der eigenen Partei und den Massenmedien zu erklären. Dass da mit dem Diskussionsforum etwas auf der Homepage stand, das nicht Parteimeinung war, ist vielen einfach nicht begreifbar zu machen gewesen. Und wenn die “Krone” aus dem Diskussionsforum unter dem Motto “Das steht auf der ÖVP-Homepage” zitierte, wurden die Granden schnell nervös. Ein Kommunikationsmuster übrigens, das in manchen Bereichen wohl bis heute nicht ganz ausgedient hat.
zukunft.at: Mittendrin statt nur dabei!
Orange: Das war die Modefarbe Anfang 2005 – ganz im Zeichen der Orangen Revolution in der Ukraine. Was also lag näher, als unsere Plattform und Kampagne “zukunft.at” ganz in dieser Farbe zu präsentieren? Ein bissl blöd nur, dass kurz nach Start der Kampagne das BZÖ die Farbe “Orange” als Parteifarbe wählte. Man kann halt nicht alles planen.
Es war die erste Kampagne, die das Web ins Zentrum stellte. Schon der Name “zukunft.at” war für die damalige Zeit recht innovativ: Eine Internet-Adresse als Kampagnentitel? Dabei ist der Titel eigentlich recht spontan gekommen. Ich kann mich noch gut an die damalige Morgensitzung (damals noch mit dem klingenden Namen “Postsitzung”) erinnern, als wir beraten haben, welchen zukunftsträchtigen Namen die Plattform haben könnte, bis ich einfach einmal nachgeschaut habe, wem denn die passende URL gehört…
Bei dieser Plattform sind wir einen Schritt weiter gegangen: Es war keine reine Diskussionsplattform, die User wurden zu Mitautoren, sie konnten selbst die prominent platzierten Artikel gestalten. Spannenderweise hatte Österreich gerade EU-Vorsitz, und so fuhr jeweils ein User auf die informellen EU-Ministerräte quer durch Österreich als zukunft.at-Reporter mit. Eine spannende Zeit, deren Höhepunkt sicher der Besuch des US-Präsidenten wahr. Hautnah dabei erneut: zukunft.at.
Es war eine spannende und interessante Kampagne, die zur Beteiligung aufgerufen hat, Politik hautnah erlebbar gemacht – aber nicht nachhaltig verändert oder beeinflusst hat.
Perspektivengruppe: Der Leider-Nein-Programm-Prozess
Schön hat er ja angefangen, der Perspektiven-Prozess, mit dem Josef Pröll 2006 beauftragt worden war. Ein Programmprozess, der zur inhaltlichen Erneuerung der Partei führen sollte. Für Modernität stand die “Tag-Cloud”, damals ein noch wenig bekanntes System. Die Online-Komponente war von Anfang an stark eingeplant: Die “Austriabox” war ein Forum, bei der alle inhaltlichen Positionen diskutiert werden konnten. Gleichzeitig wurde in Offline-Foren mit Experten diskutiert.
Das Problem war von Anfang an die elitäre Einladungspolitik, die zwar online eine breite Diskussion zuließ, offline aber zu einer Verengung auf bekannte ÖVP-Cliquen geführt hat. Und das fertige Perspektivenpapier hatte eine ganz gewaltige Schlagseite im Offline-Bereich. Schließlich kamen Neuwahlen “dazwischen” und so wurde nichts aus dem neuen ÖVP-Programm, selbst wenn – weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit – etliche Punkte aus dem Perspektivenpapier umgesetzt wurden. Josef Pröll hat nicht vergessen, was unter seiner inhaltlichen Führung ausgearbeitet worden war.
Durchbruch mit Evolution?
Und so sind wir nun nach fast 20 Jahren im Jahr der “Evolution Volkspartei” angelangt. Was unterscheidet die “Evolution Volkspartei” nun von allen bisherigen Foren, Diskussionen und Prozessen?
Eine Frage, die ich überall gestellt bekomme. Groß ist die Skepsis mit Verweis auf das Perspektivenpapier. Wer garantiert, dass die Ergebnisse nicht wieder schubladisiert oder umgeschrieben werden?
Die Antwort liegt auf der Hand: “Evolution Volkspartei” ist ein transparenter “bottom up” Prozess. Alles, was on- und offline an Diskussion stattfindet wird sich auf der Plattform wieder finden. Es gibt keinerlei inhaltliches Eingreifen durch die Bundespartei. Und am Ende gibt es ein Online-Voting der Mitglieder. Als erster Umsetzungsschritt wird als direktes Resultat ein neues Grundsatzprogramm am Parteitag 2015 beschlossen. Es gibt einen klaren Weg, es gibt ein klares Ziel.
Freilich werden einige skeptisch bleiben: Wer garantiert uns denn dieses Ergebnis? Und all jenen kann ich nur sagen: Begleitet unseren Prozess. Macht Screenshots. Dokumentiert. Hinterfragt. Und beurteilt uns nach dem, was am Ende herauskommt. Wer die ÖVP und ihre Politik mitgestalten will, hat jetzt die Chance. Wer sie nutzt, schreibt ein Stück politische Geschichte mit. Wer sie nicht nutzt, darf sich danach nicht aufregen, dass ihm unsere Positionen und unsere Politik nicht passen. Es ist in dieser Form eine erstmalige Chance. Packt sie beim Schopf, IHR habt es in der Hand!
RT @Svejk: Eine kurze Geschichte der Evolution der #evolutionvp http://t.co/brlS2dwA2a
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